
Warum Bewegung das Lernen verbessert
Kinder lernen nicht nur mit ihren Augen und Ohren – ihr ganzer Körper ist involviert. Gerade in der ersten Klasse, wenn grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt werden, spielt Bewegung eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg.
Was passiert im Gehirn beim Lernen mit Bewegung?
Neurologische Forschungen zeigen, dass Bewegung das Gehirn auf vielfältige Weise unterstützt:
Aktivierung des motorischen und kognitiven Netzwerks: Bewegung stimuliert verschiedene Gehirnareale gleichzeitig, insbesondere das Kleinhirn, das für Koordination und Motorik verantwortlich ist, sowie den präfrontalen Kortex, der für Denken, Aufmerksamkeit und Planung zuständig ist.
Bessere Vernetzung der Synapsen: Durch Bewegung entstehen neue Verknüpfungen zwischen Nervenzellen. Dies verbessert das Langzeitgedächtnis und erleichtert es Kindern, sich neue Inhalte einzuprägen.
Erhöhte Dopamin- und Serotoninproduktion: Bewegung führt zur Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin, die Konzentration und Motivation steigern. Dadurch bleiben Kinder länger aufmerksam und lernen mit mehr Freude.
Förderung der Durchblutung und Sauerstoffversorgung: Durch Bewegung wird das Gehirn besser mit Sauerstoff versorgt, was die kognitive Leistungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Problemlösung verbessert.
Studien zeigen, dass Kinder, die in einem bewegungsfreundlichen Umfeld lernen, schneller lesen und rechnen lernen als Gleichaltrige, die statisch im Klassenzimmer sitzen.
Praktische Bewegungsübungen zum Lernen
Eltern und Lehrkräfte können Bewegung gezielt einsetzen, um das Lernen zu unterstützen. Hier sind einige kreative Ideen für den Alltag:
1. Rückwärts die Treppe runterzählen (Mathematik)
Beim Treppensteigen zählen Kinder laut mit: "10, 9, 8, 7…"
Durch das Zählen rückwärts wird das Zahlengedächtnis gefördert und das Gefühl für Zahlenräume verbessert.
Die Bewegung der Beine und Füße aktiviert gleichzeitig das Kleinhirn, das für die Koordination und mathematisches Denken wichtig ist.

2. Buchstaben in den Sand oder in die Luft schreiben (Schreiben & Lesen)
Kinder schreiben Buchstaben mit dem Finger in Sand, auf eine Tafel oder in die Luft.
Durch das Einbeziehen von taktilen (fühlenden) und kinästhetischen (bewegenden) Elementen werden Buchstabenformen tiefer im Gehirn
verankert.
Besonders für Kinder mit Schwierigkeiten beim Schreiben oder der Rechtschreibung ist diese Methode hilfreich.
3. Hüpfspiele mit Wörtern oder Zahlen (Lesen & Rechnen)
Mit Kreide werden Buchstaben oder Zahlen auf den Boden geschrieben.
Das Kind springt von Buchstabe zu Buchstabe und bildet dabei Wörter oder löst Rechenaufgaben.
Die Kombination aus Bewegung, Sprache und visueller Wahrnehmung fördert die Verknüpfung im Gehirn.
4. Klatsch- und Rhythmusspiele für das Gedächtnis
Kinder klatschen beim Reimen oder beim Aufsagen des Einmaleins.
Rhythmusspiele fördern die Sprachentwicklung, da das Gehirn Sprache und Rhythmus ähnlich verarbeitet.
Auch beim Vokabellernen helfen Klatschspiele, da sie das Erinnern erleichtern.
5. Laufen und Wörter rufen (Sprachförderung)
Beim Spaziergang oder Rennen sagen Kinder abwechselnd Begriffe aus einer Kategorie (z. B. Tiere, Obst, Farben).
Dies trainiert Wortschatz, Assoziationsfähigkeit und kognitive Flexibilität.
6. Lernen mit Bewegungskarten
Auf Karten stehen Bewegungen und Lernaufgaben, z. B.: "Hüpfe auf einem Bein und buchstabiere das Wort 'Schule'."
Die Kombination aus körperlicher Aktion und Lerninhalt verstärkt die Merkfähigkeit.
7. Zahlen oder Buchstaben mit dem ganzen Körper formen
Kinder legen sich auf den Boden und formen Buchstaben oder Zahlen mit ihrem Körper.
Dadurch lernen sie nicht nur visuell, sondern auch durch Bewegung.
Wie Eltern das bewegte Lernen unterstützen können
Eltern können ihren Kindern helfen, Lernen mit Bewegung in den Alltag zu integrieren. Hier einige Tipps:
Bewegung bewusst einbauen:Ermutige dein Kind, nicht nur am Tisch zu lernen. Ein Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung fördert die Konzentration.
Draußen lernen:Bewegung an der frischen Luft erhöht die Sauerstoffzufuhr und die geistige Leistungsfähigkeit. Einfache Übungen wie Springen oder Ballspiele lassen sich mit Lerninhalten kombinieren.
Lernen spielerisch gestalten:Lernen muss nicht langweilig sein! Bewegungsspiele machen das Lernen effektiver und motivierender.
Eigenständigkeit fördern:Lass dein Kind eigene Bewegungslernmethoden entwickeln. Viele Kinder haben intuitiv kreative Ideen, wie sie Bewegung mit Lernen verknüpfen können.
Lob und Motivation:Lobe dein Kind für kreative Lernmethoden und ermutige es, Bewegung als natürlichen Bestandteil des Lernens zu nutzen.
Bewegung ist kein „Extra“, sondern ein essenzieller Bestandteil des Lernprozesses – besonders in der ersten Klasse. Durch gezielte Bewegung lernen Kinder nachhaltiger, schneller und mit mehr Freude. Eltern und Lehrkräfte können mit einfachen Übungen wie Treppen-Zählen, Hüpfspielen oder Buchstaben-Malen das Lernen spielerisch unterstützen und dabei das Gehirn optimal fördern.
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